Bissige Selbstgespräche in der Einsamkeit des Sesselliftes

Pressestimme zum Programm 'Après Ski - Ruhe da oben!'

Wiener Zeitung

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen vor der letzten Abfahrt auf dem Sessellift – und plötzlich bleibt er stehen. Und fährt nicht mehr weiter. Und Sie kommen drauf: Sie sind ganz alleine auf weiter Flur, alle anderen Sessel sind nicht besetzt. Man hat sie einfach vergessen.
Und jetzt stellen Sie sich vor, Sie müssen das auf der Theaterbühne szenisch als Monolog umsetzen.

Eine Aufgabe, die Thomas Mraz im Wiener Stadtsaal grandios meistert. Nachdem er kurz nach dem Beginn glaubwürdig sein Mobiltelefon durch ein Missgeschick verliert – und damit nicht nur die Verbindung zur Außenwelt, sondern auch die Uhrzeit –, muss er sich wohl oder übel mit sich selbst befassen und die Zeit totschlagen, bis er im schlimmsten Fall am nächsten Morgen gerettet wird.

Was folgt, sind pointierte Selbstgespräche, die recht bald in die verschiedensten Richtungen abdriften. In der stillen Einsamkeit betreibt er Berufs-, Beziehungs- und Lebensanalysen, rechnet mit der Generation iPhone ab (während Selbiges zwanzig Meter unter ihm regelmäßig läutet – Ironie des Schicksals), hadert mit seiner eigenen Mittelmäßigkeit, zieht über Männer- und Frauen-Klischees her und kippt dazwischen von Verzweiflung in schwarzen Galgenhumor in blanke Panik und zurück. Zwischendurch tauchen immer wieder Hoffnungsschimmer auf (ein Licht in der Skihütte, eine Pistenraupe) – nur um dann doch zu verglimmen. Also sitzt er die ganze Nacht fest auf seinem Sessel hoch über dem Hang, der nicht tief genug verschneit ist, um den Absprung zu wagen. Und er steht dabei auch vor der schwierigen Frage, ob er sein eigenes, hart verdientes Geld anzünden soll, um auf sich aufmerksam zu machen.

Kletterpartien auf echtem Lift
Das Bühnenbild ist aufwendig – mit einem echten Sessellift, der einen Meter über dem Boden schaukelt. Und auf dem Mraz sogar ein paar wilde Kletterpartien wagt. Auch sonst gibt es Dinge, die macht man nur, wenn definitiv kein anderer dabei ist. Zum Beispiel, wenn man mitten in der Nacht im Sessellift festsitzt.

Nach der Pause geht es dann so richtig in die Vollen, der Monolog, der schon im ersten Teil vor bissiger Satire trieft, wird noch zynischer und sarkastischer. Autor Klaus Eckel hat sich beim Skript selbst übertroffen. Gleichzeitig hat es auch etwas Nachdenkliches. Denn diese Nacht wird die Hauptfigur nachhaltig verändern. Möglicherweise. Oder auch nicht.

Die Standing Ovations nach der Premiere im Stadtsaal sind verdient, die nächsten paar Vorstellungen zurecht bereits ausverkauft.