Großartig beiläufige Gesellschaftskritik.
Pressestimme zum Programm 'Schlaraffenland'
Die Presse vom 05.10.2004
Als Urlaub reicht ein Hawaii-Toast
Klaus Eckel mit seinem Programm "Schlaraffenland": Heiteres von der Selbstständigen-Front.
Er wollte halt auch einmal mit schicken, gutsituierten, golfspielenden Jungunternehmern darüber plaudern, wie man den Westflügel einrichtet. Und sich nicht nur mit unbeholfenen Witzen über Golfer vor denselben Erfolgreichen lächerlich machen. Das Leben als Kabarettist ist eben kein Zuckerschlecken, hat Kabarettist Klaus Eckel eingesehen. Umsatteln ist da nur zu verlockend. Die Ich-AG verspricht, das "Schlaraffenland" zu sein. Das hat ihm zumindest so eine Art Motivationstrainer-Schrägstrich-Unternehmensberater eingeredet.
Der hat ihm nicht nur das Blaue vom Himmel, sondern auch eine eigene Insel versprochen, wenn er sich an dessen dubioser Firma mit ein paar hundert Euro beteiligt. Aber Eckel freut sich, hat er doch in fünf Jahren "so viel Geld, dass ich beim Money Maker im Windkanal mein Geld wegschmeiß und dem Moderator noch 100 Euro für einen gescheiten Anzug geb". Und er wird also freiberuflicher Duftberater, der sich schon mal mit einem Zeugen Jehovas und einem GIS-Beamten auf die Lauer legt, um in eine fremde Wohnung zu kommen.
Mit beißender Ironie nimmt Eckel die "Vorteile des Selbstständigseins" auf die Schaufel: "Bin freigespielt von Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung, kann auch nachts arbeiten ..." Obwohl: Beißend ist die Ironie bei Eckel nicht. Sie ist eigentlich soft, erwischt einen eher aus dem Hinterhalt. Wie etwa, wenn er beschreibt, dass er vom Entspannen nicht viel hält. Sonntage am liebsten mit seiner "Spannungs-CD" verbringt, bei der man sich "langsam verkrampfen kann". Als Urlaub reicht ein Hawaii-Toast. Und ob Power-Shopping oder Power-Yoga - Entspannung ist auch schon wieder irgendwie Arbeit. Eine gar nicht so auf den Kopf gestellte Welt, mit kleinen sticheligen Wahrheiten, mit großartig beiläufiger Gesellschaftskritik.
"Wenn ich mich beim Rasieren schneid, denk ich, woah, bin ich gut durchblutet." Im "Schlaraffenland" muss man alles positiv sehen, weil man tut sich ja sonst nichts Gutes. Politische Seitenhiebe passieren dabei ganz nebenbei. Ein Riesenspaß auch die Lieder, die hier einmal nicht unmotiviert im Programm lungern, mit so schönen Textzeilen wie "Möcht ich einmal Sex zu dritt / nehm ich ins Bett eine Römerquelle mit".