Herr der Dinge

Pressestimme zum Programm 'Helden Des Alltags'

Süddeutsche Zeitung vom 11.09.2006
Wohl dem, der die einfachen Dinge zu schätzen weiss. Klaus Eckel zumindest geht ganz in seiner Bewunderung nur scheinbar seelenloser Alltagsgegenstände auf. "Ich liebe Grete, die Rauhfasertapete" singt er, und das die Tapete meist länger hält als die Liebe fügt er noch hinzu. Doch nicht nur der Grete wird gehuldigt; vom Kitsch Aschenbecher über Sicherungskästen, Überweisungsträgern und Verkehrsschildern bis zu den Scheinwerfern, die die Bühne in der Lach- und Schießgesellschaft erhellen, entgeht nichts seinen persönlichen Ansprachen und Lobpreisungen. "Helden des Alltags" heißt dann auch das Programm, mit dem der junge Wiener Kabarettist auftritt. Neu ist die Idee, diese Helden zu würdigen nicht. Doch dass Eckel geling, anhand von Gegenständen sein Leben und nebenbei die ganze Welt im Plauderton zu erklären, ist schon eine hohe Kunst. Böse sind seine Bemerkungen selten, auch die zwischendurch am Keyboard vorgetragenen und von charmanten Grimassen begleiteten Liedchen über Oliver KAhns Spiegel, der sich auch mal ein Lächeln wünscht, oder Schrauben die Muttertag feiern, überzeugen vor allem durch Wortwitz und Kuriosität. Und von den Dingen schweift Eckel immer wieder ab ins Allgemeine, Gesellschaftliche. Am meisten überzeugt der in Österreich schon mit mehreren Newcomerpreisen bedachte 32-Jährige in der zweiten Hälfte seines Programms. Das singt er von traurigen Zahnstocherm bemitleidet Milky Ways, die achtlos in der "3 plus 1" - Packung mitverschenkt werden, lobt den tapferen Kirschkenentferne Werden und das Publikum ist begeistert. Nur einmal wettert Klaus Eckel gegen einen seiner geliebten Gegenstände. "Manchmal kaufe ich einen Apfel und den schau ich böse an - denn wir sind nicht im Paradies und er istt schuld daran. " Doch damit hat er irgendwie Recht. Und einen besseren Anwalt können sich die anderen Helden des Alltags wahrlich nicht wünschen.