Die Tragik eines Zwiebacks - "Grandios!"
Pressestimme zum Programm 'Helden Des Alltags'
Leipziger Volkszeitung vom 23.10.2006
Der Ärger ist programmiert. Aber die Sache wäre ihn wert. Wenn heute, morgen
oder sonstwann jemand aus dem Verkehrstrott und seinem Auto steigt, sich vor
ein Tempo-30-Schild stellt und ihm verständnisvoll über den metallenen Rand
streicht, ist das weder ein Fall für die Zwangsjacke noch für ein Bußgeld.
Dieser Jemand lebt einfach die Botschaft eines gewissen Klaus Eckel.
Klaus Eckel gehört zu den Künst- lern, dessen Programme den Blick auf die
Welt verändern. Bei seinem stürmisch gefeierten Samstag-Auftritt im
academixer-Keller entpuppte sich der in Deutschland noch unbekannte
Österreicher als einer der diesjährigen Lachmesse-Volltreffer. Noch lange
nach diesem irgendwie zu kurzen Gastspiel sitzt ein Lächeln im
Besucher-Gesicht, konserviert durch so viele wunderbare Petitessen, durch
eine ungemein unterhaltsame und regelrecht zärtliche Sicht auf die kleinen
Dinge des Lebens.
„Helden des Alltags“ können für den Kabarettisten Joghurt-Becher,
Christbaumkugeln, Schrauben, Hüttenkäse oder besagtes Verkehrsschild sein,
das so oft wegen seiner Funktion als Geschwindigkeitsbremse beschimpfter
Außenseiter ist. Der 31-Jährige entdeckt und hofiert das
Menschlich-Tragische im Gegenstand. Keiner außer Eckel weiß, wie sehr
Zahnstocher darunter leiden, immer nur für die Reste zuständig zu sein. Wie
heftig einem Zwieback das Imageproblem zu schaffen macht, nur nach
unfreiwilliger Magenentleerung wichtig zu werden. Wie einen Wecker die
Sinnkrise befällt, wenn er zuverlässig klingelt, um als Belohnung eins aufs
Dach zu kriegen.
In seinen erzählten und gesungenen Hommagen gibt Eckel, der natürlich,
frisch und authentisch ist, den Dingen etwas Philosophisches und dreht – ein
Glanzstück – letztlich den Spieß um: Seinem Handy legt er die
Bedienungsanleitung von sich selbst vor. Eine individuelle Form von
Kleinkunst, die auch als Bezeichnung eine neue Nuance bekommt. Grandios!