Charme Attacke aus dem Gehirnhinterhalt

Pressestimme zum Programm 'Helden Des Alltags'

Passauer Neue Presse vom 21.10.2006
Einer Sache darf sich Kabarettist Klaus Eckel sicher sein: dass er mit seinem Programm „Helden des Alltags“, das er am Donnerstag- und Freitagabend vorgestellt hat, unter dem begeisterten Scharfrichterpublikum Nachahmer seines „Modells Eckel“ finden wird, dass er die Sicht der Dinge verändert hat. Was das „Modell Eckel“ ist? Eine neue Betrachtungsweise der Gegenstände, die uns durch unseren Alltag begleiten, denen aber kaum Beachtung geschenkt wird. Sie alle haben plötzlich Namen und Geschichte: Tobi, der Zahnstocher, der vormals eine stramme ukrainische Eiche war, ebenso wie Fritz, der sozialistische Rasenmäher, der alle gleich macht. Und auch an Gefühlen fehlt es den vielen Helden nicht: „Was wohl so ein Wecker denkt? Er macht nur seinen Job und bekommt trotzdem immer nur eine auf den Kopf.“ Der gedankenlose Umgang mit Gebrauchsgegenständen, die neue Wegwerfmentalität als Metapher für einen veränderten Umgang mit den Mitmenschen – diesen Spiegel hält der 32-jährige Nachwuchsstar dem Scharfrichterpublikum behutsam vor. Er stößt niemanden vor den Kopf, doch berührt er mit seinen scharfsinnigen Betrachtungen jeden. Dementsprechend enthusiastisch ist der Applaus, der Eckel durch sein gesamtes Programm begleitet. Doch den Ritterschlag verleihen ihm die vielen Wortbeiträge, die unglaubliche Partizipation des Publikums. Die Besucher derart zu fesseln und in das eigene Programm zu involvieren, gelingt nur wenigen Künstlern. Je weiter das gut zweistündige Programm voranschreitet, teils sogar mit Piano-Untermalung, desto ausgefallener werden die Ideen des Scharfrichterbeils-Gewinners 2005: So liest er seinem Handy der Zukunft aus der Bedienungsanleitung für sich selbst vor: „Wenn sich das Modell Eckel niederlegt, wird sein Akku geladen. Schnarcht er dabei, ist sein Vibrationsalarm aktiviert.“ Wie keinem zweiten gelingt es dem sympathischen Österreicher, seine Authentizität zu wahren. Man merkt, dass er hinter dem steht, was er sagt. Man nimmt ihm sogar den Suizid gefährdeten Heidelbeerjoghurt und Anton, den Zwieback mit Imageproblemen, ab. Diese einmalig einnehmende Natürlichkeit gepaart mit erfrischend positivem Denken macht Eckels Erfolg aus. Dementsprechend darf man sich schon auf das neue Programm freuen, das Eckel bereits im Kopf hat, obwohl er mit „Helden des Alltags“ erst seit einem halben Jahr erfolgreich auf Tour ist. Wieder wird es weniger politisch, dafür umso gesellschaftlicher zugehen: Authorität und Macht stehen im Mittelpunkt. Sicher ist aber jetzt schon, dass der junge Kabarettstar dann ebenso wenig auf die künstliche Aufmerksamkeit angewiesen ist, in die er sich bisweilen flüchtet, wie er das bei seiner jetzigen Station in Passau war: „Löst man ein Aspirin in einem Glas Wasser auf und hält sein Ohr ganz nah daran, hört sich das wie Applaus an.“ Denn den überschwänglichen Beifall hat sich Eckel durch seine intelligente Erkenntnis-Kanonade wahrlich verdient. Um diese künstlich zu erzeugen, müsste er mindestens zehn Aspirin auflösen.