Mit Wortfantasie im Galopp

Pressestimme zum Programm 'Not sucht Ausgang'

Der Standard vom 11.03.2008
Rasant: Klaus Eckels neues Programm im Kabarett Niedermair Wien – Für alle, die das eventuell nachprüfen wollen: Im Buchladen steht Fritz Weningers Fibel über ausgelassenes Jungunternehmertum Weninger ist mehr zwischen Elmar Oberhausers Ernährungstipps und Wolfgang Flöttls Sicher investieren. Kein Interesse? Auch gut. Der Wiener Klaus Eckel hat jedenfalls seinen Körper von Unternehmergeist und Hosenträgern krümmen und zu ebendiesem zappeligen Schmalzbub-Chef Weninger werden lassen. Das Programm Not sucht Ausgang folgt auf den Salzburger Stier ’07, mit dem Eckel zuletzt in den Kabarett-Olymp gehoben wurde. Der Firmenkopf für Sicherheitslösungen ist am "Tag der offenen Brandschutztür" angetreten, trinkt nur Mineralwasser gespritzt und biedert sich bei jenen an, die mit Google-Earth checken, ob ihre Fenster geschlossen sind. Eckel kontert Lifestyle, Werbung und Wirtschaftspolitik, indem er deren Liebe zu kraftmeierenden Slogans ins Feld schierer Wortfantasie weitergaloppieren lässt. All das ist rasant, auch pointenreich zusammengeführt und bleibt zunächst unangenehm bedeutungslahm: Wirtschaftskammer, russischer Oligarchenimperialismus, "Waldorfisierung" der New Economy oder eben Tomaten mit Migrationshintergrund. Der zweite Teil bringt einen gelungenen Kunstgriff in die Schizophrenie: Der als Unter-halter gebuchte Klaus Eckel hat keine Lust auf Weningers Bühne zu treten: "Zu peinlich, das Ganze." Fortan kommt’s zum Kräftemessen zwischen Weningers Marketingideen, etwa für ein TV-Konzept, "Tausche heilige Familie", und Eckels zurückgelassener Liedermappe. Die birgt den Zyklus "Tiere sind auch nur Menschen", musikalische Miniaturen mit liebevoller Realitätsklauberei. Diese Mappe ist ein Kleinod!